Arbeitstier: Die Vision Pro von Apple für den deutschen Mittelstand

Nun ist es raus: Apple hat seine erste XR-Brille „Vision Pro“ vorgestellt. Zeit für einen Blick auf die Vorteile von Apples Lösung und hinter die technischen Kulissen. Dazu noch ein Quick-Tipp.

Arbeitstier: Die Vision Pro von Apple für den deutschen Mittelstand

Nun ist es raus: Apple hat seine erste XR-Brille „Vision Pro“ vorgestellt. Zeit für einen Blick auf die Vorteile von Apples Lösung und hinter die technischen Kulissen. Dazu noch ein Quick-Tipp für alle aus dem Marketing- und Sales-Bereich!

An meine nun 825+ LeserInnen auf LinkedIn und Substack: Ich hoffe, dieser heutige längere Einstieg in die Apple-Denkwelt hilft weiter. Fragen könnt ihr mir gerne in den Kommentaren oder als PN an Gerhard Schröder stellen. Ich versuche auf alle Fragen einzugehen.

Alle zwei Wochen geht es hier um Sales & Augmented Reality. Bleib mit mir am Ball.

Inhaltsverzeichnis

  1. Einsatzszenarien der Vision One
  2. Lohnt sich denn AR für den Vertrieb?
  3. Apples „Start with why“
  4. Mein „Start with why“
  5. Tools und Datenformate
  6. Exkurs: Multi-User-AR
  7. Was wäre wenn …?
  8. ConfigXR 2.0
  9. Was macht ConfigXR?
  10. Ausblick auf ConfigXR 2.x
  11. Quick-Tipp für Entscheider
  12. Newsletter in zwei Wochen

1. Einsatzszenarien der Vision One

Collaboration: Apple zeigte mit dem neuen Produkt klare Einsatzszenarien für die Teamkommunikation. Neben Teamcalls mit Personen am Rechner, iPad oder iPhone kann man nicht nur Präsentationen gemeinsam besprechen.

Die Zukunft der Präsentation im Spatial Computing

Ein gutes Beispiel der Alternativen zu einer klassischen Präsentation ist das neue Tool Freeform von Apple. Für mich ist das die Zukunft der Präsentation im Spatial Computing: Ich habe dazu ein kurzes Video gemacht.

Rechner-Ersatz: Mit diesem "Spatial Computer" kann man sich in der Zukunft den Laptop sparen. Mit der Brille und einer Bluethooth-Tastatur + Trackpad hat der Nutzer ein vollständiges SetUp. Ist sicher zum jetzigen Zeitpunkt für viele Menschen ein ungewohnter Gedanken. War ein Handy vor 20 Jahren auch, oder?

Visualisierungen: Im neuen Betriebsystemnamen "visionOS" steckt ja schon die Umschreibung für "Vorstellung" drin. Statt einer Schautafel eine 3D-Animation, mit der man sich ein Gerät oder eine Idee veranschaulichen kann.

Ein Produkterklärung durch Fotos oder Videos sind ja Standard. Was geht onTop dazu? Wie kann man sein Produkt noch Hochwertiger präsentieren?

Industrial Metaverse goes Apple: Zukünftige Maschinen können, wie bisher zum Beispiel im (USDZ-)Omniverse von Nvidia, in der realen Umgebung besprochen werden. Statt nur einer CAD-Darstellung oder einer reinen 3D-Animation die laufende Maschine erleben. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe.

USDZ: Aus einem iMessage-Chat direkt eine AR-Datei auf den Schreibtisch stellen und ausprobieren? Geht schon heute mit dem iPhone oder iPad. Wir ab 2024 auch mit der Vision Pro möglich sein. So kann man interaktive Multi-User & Multi-Objekt-Erlebnisse schaffen.

Was visionOS zum Beispiel von einigen Marktbegleitern unterscheidet ist der Multi-App-Ansatz: Gleichzeitig / Spontan die AR-Inhalte aus den beiden obigen Bildern (Maschine und Überdachung (Canopy) anzeigen ist für den Rest am Markt keine Standardlösung.

Aber in einem Meeting, in dem ein(e) KollegeIn eine tolle Idee einbringt und sagt... "Moment, ich habe da was..." und kann direkt die Idee dem ganzen Team zeigen: Das ist ein unschlagbarer Vorteil. Und diese USDZ-Dateien können ja auch auf iPhone und iPad genutzt werden.

Wer nun noch eine weitere Stunde Zeit in dieses Thema investieren mag, der Sascha Pallenberg 潘賞世 Thomas Riedel Thomas Kumlehn und Gerhard Schröder sprachen im persönlichen WWDC-Rückblick auf YouTube über viele weitere Punkte zum Produkt.

Kommen wir zum nächsten Themenbereich.

2. Lohnt sich denn AR für den Vertrieb?

  1. Kosten und Nutzen von Augmented Reality im Vertrieb: 15%+ höhere Konversionsrate ist ein gutes Argument im eCommerce.
  2. Fünf Lösungen zur Augmented Reality-Hardware im Vertrieb: Hardware-Lösungen vom Smartphone bis zur XR-Brille
  3. HowTo Sales mit AR: Software-Lösungen von Microsoft Teams bis Apple Freeform. Freeform hatte ich ja eben schon angesprochen.

Grund genug also, AR im Vertrieb als wichtiges Thema anzugehen: Mehr Umsatz, mehr Profit!

3. Apples „Start with why“

Apple hat einen konkreten Masterplan: In kleinen Schritten eine völlig neueTechnologie einführen und die Nutzer in kleinen Schritten an dessen Anwendung heranführen. Der Fokus liegt also darauf, die User keines falls abzuhängen, zu verärgern oder einen Glasshole-Moment wie 2013 bei Google zu verursachen.

Außerdem muss das eigene Entwicklerteam in den nächsten Jahren passende Hard- und Software entwickeln, die mit jeder Ausbaustufe immer neue Funktionen, Möglichkeiten und Erfolgsgeschichten aufweisen kann.

4. Mein „Start with why“

Schon vor etwa zwei Jahren erhoffte ich mir, dass Apple sein SharePlay-Konzept auf AR-Funktionen überträgt. Mit SharePlay kann man während FaceTime-Anrufen TV-Sendungen, Filme und Musik mit FreundInnen und Familie synchron streamen, um auch auf Distanz ein Gemeinschaftserlebnis haben zu können.

Übertragen auf Augmented Reality würde diese Technologie für den Remote-Vertrieb neue Möglichkeiten eröffnen, etwa wenn mehrere Teilnehmer mit iPhone, iPad und AR-Brille gemeinsam Inhalte betrachten und mit ihnen interagieren könnten (siehe Shareplay und die Zukunft des Remote-Vetriebs.)

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Rendering meiner Agentur zur Beschreibung einer Gesprächssituation mit AR im Sales

Aber auch ohne SharePlay wären interaktive Inhalte, die ohne zusätzliche App abrufbar sind, ein großer Schritt für den Vertrieb.

5. Tools und Datenformate

Der Apple Reality Composer ist ein Programm, mit dem man auch ganz ohne Programmierkenntnisse interaktive 3D-Dateien erstellen kann. Die einfache Bedienung hat allerdings ihren Preis: Durch den im Vergleich zur Konkurrenz geringeren Funktionsumfang haben viele Entwickler diese Tool ignoriert.

Dennoch eignet es sich gut, um interaktive 3D-Inhalte im Dateiformat *.usdz zu erstellen. Dieses Open-Source-Format setzt Apple nun schon seit einigen Jahren ein und es erfreut sich wachsender Bedeutung. Mehr dazu in meinem Newsletter "USDZ: So wichtig wie MP3 und HTML" und in meinem Video Was ist / Wozu USD?

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Vier wichtige Logos / Icons.

Abspielen, oder vielmehr „erleben“, lassen sich diese Inhalte dann mit dem AR-Player von Apple, AR Quick Look, oder kurz ARQL. Auch hierzu gibt es von mir einen Artikel (Wozu braucht man "AR Quick Look" von Apple?) oder alternativ ein Video (Was ist / Wozu AR Quick Look von Apple?).

Zusätzlich gibt es noch den Reality Converter, mit dem sich 3D-Inhalte aus Programmen extrahieren und zur Weiterverarbeitung als USDZ-Datei abspeichern lassen.

6. Exkurs: Multi-User-AR

Nun noch einmal zurück zu meiner SharePlay-Idee: Auch wenn ARQL diese Funktion noch nicht hat, haben wir eine eigenes Experiment durchgeführt, das Multi-User-AR auf Basis einer iPhone-/iPad-App ermöglicht. Das Ergebnis sieht man in diesem Multi-User-AR-Demovideo.

Wir betrachten es als eine Vorstufe von Programmierungen für einer AR-Brille, die wir zu dem Zeitpunkt noch nicht hatten. 😎

7. Was wäre wenn…

Warnung: Jetzt wird’s in zwei Absätzen etwas Technischer. Danach gibt es dafür etwas zum Ausprobieren!

USDA-Dateien können mit dem Reality-Converter in kleinere USDC-Dateien und / oder zu USDZ-Dateien umgewandelt werden. Z steht ja für ZIP, ist also ein Containerformat. Ist ein bisschen wie mit dem Matrjoschka-Figuren. Im USD-Zip befinden sich weitere Dateien, die … wiederum Dateien enthalten.

Doch Apple hat diese Schachtelfunktion im Editor nicht (vollständig) umgesetzt. Also hat einer meiner Mitarbeiter eine Editorerweiterung entwickelt und schon waren Multi-Objekt-AR-Inhalte, die der Reality Composer eigentlich nicht erzeugen kann, möglich.

  1. Demo-Video: Augmented Reality via Apple *.usdz: Multi-Objekt-AR. Ein Sessel, Hocker und ein Sofa können getrennt voneinander bewegt werden
  2. Demo-Video: Spatial-Audio-Podcast via USDZ & Apple Augmented Reality. Hier kann man, sofern Spatial-Audio-fähige Kopfhörer zur Hand, sogar die Sprecherstimmen frei im Raum platzieren und hört dann die Stimmen aus der gewünschten Richtung. Das Beispiel ergab sich aus einer Podcast-Folge (Vorgeschichte)

Im beiden Videos befinden sich ein QR-Code, den du mit iPhone oder iPad einscannen kannst, um die AR-Demo selbst auszuprobieren. Viel Spaß!

Was diese Experimente verdeutlichen: Ein Entwickler kann „von Hand“ ARQL-Content, also USDZ-Dateien erstellen. Dafür muss allerdings der Funktionsumfang von Reality Composer erweitert werden. Ein neuer Editor muss her!

8. ConfigXR 2.0

Gesagt, getan: Wir haben eine Art Erweiterung zum Editor Reality Composer programmiert, das Programm ConfigXR genannt und sogar Open Source gestellt (Unsere Doku-Website mit GitHub-Link). Achtung: Zum „Selbst ausprobieren“ benötigt man schon einige Programmierkenntnisse in „elm“ und viel 3D-KnowHow.

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QR-Code am Desktop einscannen mit einem iPhone oder iPad.

Um aber einfach nur das Arbeitsergebnis zu sehen, kann man sich das Video zum App-losen Bürostuhl-Konfigurator anschauen oder den QR-Code in der Grafik einscannen. Viel Spaß beim Traumstuhl zusammenstellen!

9. Was macht ConfigXR?

ConfigXR ist also eine Art „Konfigurator-Konfigurator“: Du gibst ein Excel-Chart mit allen Produktvariantendaten ein und bekommst eine ARQL-konforme USDZ-Datei heraus. So wie zum Beispiel den Bürostuhl-Konfigurator, der oben auf der schwarzen Grafik zu sehen ist.

Hört sich total einfach an? DAS ist die Magie von ConfigXR. 😉 Wir haben dem Tool außerdem noch einen eigenen „Player“ für Mini-Landingpages spendiert.

10. Ausblick auf ConfigXR 2.x

Da unser ConfigXR eine von meiner Agentur Kreative KommunikationsKonzepte GmbH, an dem Namen arbeiten wir noch, ständig weiter entwickelte Software ist, haben wir noch einige Ausbaustufen vor, freuen uns aber auch über Ideen oder Zusatzprogrammierungen im Sinne des Open-Source-Gedanken:

  • Animierte Produkte: Wir sitzen gerade an einem Seniorenstuhl-Projekt, bei dem der Sessel, wie bei einem Fernsehsessel, bewegliche Teile hat, die animiert werden könnten.
  • Umsetzung von glTF nach neusten Spezifikationen. Auch einige Android-Smartphones der oberen Preisklasse können nun interaktive AR-Inhalte ohne App-Installation auf Basis einer glTF-Variante. Auch SOLCHE Dateien könnten wir mit dem ConfigXR exportieren.
  • Wir könnten auch das Thema Abbildung von Produktvarianten automatisieren. Ein Knopfdruck und alle Produktvariantenbilder werden aus der Steuerungsdatei erstellt.
  • Das Interface war im ersten Anlauf noch sehr auf VR ausgelegt, was wir generell mit dem ConfigXR auch bedienen können. Für Smartphone-AR hingegen haben wir schon eine neue Lösung. Siehe dazu diesen Entwurf:
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11. QuickTipp für Entscheider

  1. Testen Sie USDZ-Inhalte auf Ihrem eigenen iPhone oder iPad. Gewöhnen Sie sich die Gestensteuerung an, die ich in diesem Video erkläre. Ein oder zwei Finger. Tippen, wischen und drehen – geht sehr einfach, sollte aber erlernt werden. So selbstverständlich wie du heute eine Computermaus bedienst, so sollte diese Gestensteuerung für dich sein: Alle VisionOS-Gesten als Grafik.
  2. Laden Sie demnächst mein baldiges Handbuch „Vision Pro für den deutschen Mittelstand“ (Arbeitstitel) zu Apples XR-Brille herunter, das in den nächsten Tagen erscheinen wird. Lesen und Weitergeben an einen Vorgesetzten oder an die Fachabteilung ausdrücklich erwünscht!
  3. Um nun als Unternehmen schnell in die wundervolle Welt von Apples AR-Lösungen mit ARQL einzusteigen, sollten deine Produkte als USDZ-Dateien aufbereitet werden. Zum Beispiel direkt aus den CAD-Dateien der entsprechenden Maschine, mit denen dein Unternehmen produziert. Diese Dateien benötigen aber noch einige Nachbearbeitung.
  4. Um handliche Dateien zu erstellen, müssen diese Daten geschickt komprimiert werden. Auf Wunsch lässt sich auch ein Kopierschutz einstellen.
  5. Kaufen Sie sich eine der neuen Brillen von Apple, sobald es geht, und probieren Sie zunächst mit Begleitung, später alleine damit herum. Workshops wird es dazu sicher bald geben, auch mit mir.

Ich hoffe nun mit diesem Blick in den Maschinenraum von Apple keine Leser verschreckt zu haben, denn mir ist klar:

„…die Magie von Apple muss einfach nur Funktionieren“

Doch wenn EntscheiderInnen kein technisches Grundverständnis haben, können sie nur auf gute oder schlechte Ratgeber hören. Fortbildungen im Bereich der (Apple-) XR-Digitalisierung sind in meinen Augen aber gerade bei diesem neuen Produkt das Gebot der Stunde. Allein schon, damit wir keinen zweiten Glasshole-Moment erleben.

12. Newsletter in zwei Wochen

Im nächsten Newsletter geht es um Industrie 4.0, dem Industrial Metaverse und wie da Apples XR-Brille direkt zum Einsatz kommen kann. Teaser: Auch im Industrial Metaverse (Omniverse von Nvidia) wird USDZ eingesetzt. In einer weiteren Ausgabe geht es dann um das Thema AR-Cloud und Apples VR-freie Vision vom „Metaverse“, dann kommen wir mal zu Microsoft Teams. Gerne greife ich auch immer wieder Fragen meiner Leser auf!

Viele Grüße aus Velbert,

Gerhard Schröder

PS: Meine Beiträge gibt es inzwischen auch auf Substack zu lesen. Ich freue mich über Fragen und Kommentare, Shares und über jeden Like. Es hilft mir meinen Newsletter „Schröders Notizen“ weiter bekannt zu machen. Vielen Dank!

PPS: Ich schreibe nicht nur über dieses „AR/XR-im-Vertrieb“-Thema. Ich halte auch Vorträge, gebe Workshops und wir setzen als Agentur entsprechende Projekte um. Beispielvideos mit kleinen Projekten: Bürostuhl-Konfigurator, Gastank-TryOut, Camper-Einsatz oder Kaffeerösterei. Wir sind aber auch in der Lage, komplette CAD-Workflows auf USDZ-Export einzurichten. Anfragen gern als PN an Gerhard Schröder.