Studie: Mein Handy schminkt mich - wie Augmented Reality das Einkaufen revolutioniert

Vor einigen Ausgaben bin ich schon auf die Fragestellung "Lohnt sich AR im Sales?" eingegangen. Heute habe ich eine weitere Studie zusammengefasst aus dem Bereich FMCG (Fast moving consumer good).

Studie: Mein Handy schminkt mich - wie Augmented Reality das Einkaufen revolutioniert

Titelbild: Handy-Screenshot by Maybelline New York

Die Erkenntnisse lassen sich aber auch auf den B2B-Bereich wie Maschinenbau anwenden! Fünf Minuten Zeit für eine Tasse Tee - oder Kaffee - und eine Inspiration?

Fallbeispiel Maybelline "Virtual Try On"

Dass das Einkaufen im Internet sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt, und Augmented Reality (AR) dabei eine entscheidende Rolle gespielt hat, ist uns mittlerweile klar. Die Möglichkeit, das Make-up online Maybelline und der Virtual Try On-App (Ausprobieren) an sich selbst auszuprobieren, hebt mein Kauf- und Konsumerlebnis nun auf das nächste Level: Die falsche Farbe werde ich schonmal nicht bestellen. 😉

Video: Maybelline-AR-App wird auf YouTube vorgestellt

Annika Pezold, Studentin an Universität der Bundeswehr München, hat im Rahmen eines Guided Research Projektes, vergleichbar mit einer Bachelorarbeit, eine neue Art und Weise der Datenerhebung (Screenrecording) verwendet, um folgende Fragestellung zu erforschen:

Wie sind die Erfahrungen von NutzerInnen der Maybelline-App mit und ohne AR-Funktionen?

Dafür hat Annika in der 2023er Studie "Beyond the Screen: Exploring the Influence of Augmented Reality on Customer Engagement in Online Retail" (Guided Research Project Prof. Dr. Philipp A. Rauschnabel, Universität der Bundeswehr München) zwei Gruppen beobachtet:

  1. NutzerInnen mit AR-Funktionen
  2. NutzerInnen ohne AR-Funktionen

Nochmals: Die Ergebnisse dieser Studie sind ein guter Indikator auch für den Maschinenbau und jegliche Form von AR-Sales. Sie bestätigen auch die Erkenntnissen aus dem Beitrag Kosten & Nutzen von Augmented Reality im Vertrieb.

Die wichtigsten Ergebnisse aus der Studie

  1. Stärkere emotionale Verbindung: NutzerInnen, die die AR-Version der Maybelline-App verwendet haben, berichteten von einer rund 10% stärkeren emotionalen Bindung zur App. AR ermöglicht es den NutzerInnen, Produkte in einer realistischen Umgebung zu erleben, was eine tiefere Bindung schafft.
  2. Inspiration durch AR: In der AR-Gruppe wurden die NutzerInnen rund 17% mehr von den Produkten inspiriert. Augmented Reality eröffnet völlig neue Möglichkeiten, Produkte zu präsentieren und schafft ein inspirierendes Einkaufserlebnis.
  3. Mehr Zeit in der App: Die NutzerInnen, die AR nutzten, verbrachten durchschnittlich 24 Sekunden mehr in der App als diejenigen in der Nicht-AR-Gruppe. Dies zeigt, dass AR das Engagement der NutzerInnen steigert und sie länger in der App hält.
  4. Erkunden von Produkten: Die AR-NutzerInnen erkundeten im Durchschnitt mehr Produkte, was darauf hinweist, dass AR die Bereitschaft zur Erkundung und Entdeckung neuer Angebote erhöht. In der AR-Gruppe wurden sogar doppelt so viele Produkte ausprobiert wie in der Nicht-AR-Gruppe.

Noch zwei gute Gründe aus meiner LinkedIn-Timeline von der AWE aus Wien

Tibor Mérey, Managing Director & Partner der BCG X, ich kenne den Herren nur "aus seinem LinkedIn-Profil" - kenne aber die Boston Consulting Group aus meiner beruflichen Vergangenheit - postet von der AWE-Konferenz* diesen Beitrag mit zwei wichtigen Kennzahlen:

+25% add-to-basket rate with virtual try-ons

Bis zu 25% mehr Produkte in den Warenkorb gelegt durch virtuellen Anproben.

+30-60% faster time to market for XR enabled product launch

Die Markteinführung von neuen Produkten wurde um 30-60% beschleunigt durch AR- / VR-unterstützte Produkteinführungen.

*) Ich hatte zwei Tickets zum Event gewonnen bei Thomas Riedel im seinem Podcast aber leider keine Zeit nach Wien zu reisen. Es gab ja zum Glück noch Menschen mit Zeit und Interesse an der Tour!

Lesetipp: Der Metaverse-Newsletter

Werbeblock: Wer statt meiner monothematischen Beiträge eher Kurznachrichten zum Thema AR/VR/XR lesen möchte, sollte auf jeden Fall den Der Metaverse Newsletter hier auf LinkedIn von Thomas Riedel lesen. Also Journalist fasst er alle ca. zwei Wochen die News zur "Lage des Metaverse" zusammen. Außerdem hat er den hörenswerten Spatial-Realities-Podcast.

Zusammengefasst: AR unterstützt den Verkauf

Die Studie von Annika zeigt, dass Augmented Reality einen erheblichen (positiven) Einfluss auf das Nutzererlebnis und die Kundenbindung im Online-Shopping hat. Mit AR können NutzerInnen Produkte in ihrer eigenen Umgebung erleben und sich stärker mit der App und den angebotenen Produkten verbinden. Das Einkaufen wird so zu einem interaktiven und inspirierenden Erlebnis.

Video: Maybelline hat auch einen "virtuellen Showroom"

Warum ist dies für mich (und viele andere, auch nicht Make-up-Nutzende) besonders interessant?

Die Ergebnisse und Befunde lassen sich sowohl auf andere Branchen, als auch von B2C auf B2B ableiten und sind damit extrem wertvoll!

Das heißt…

  • Für E-Commerce: Unternehmen, die in AR investieren, werden nicht nur von einem höheren Engagement und mehr Umsatz profitieren, sondern auch die Art und Weise, wie NutzerInnen das Einkaufen angehen, nachhaltig verändern. Dies ist ein aufregender Schritt in die Zukunft des E-Commerce.
  • Für B2B: Mit AR können auch Geschäftskunden Produkte, Dienstleistungen und Lösungen in ihrer eigenen Umgebung erleben, was zu einer stärkeren Bindung zu den Anbietern führen kann.
  • Für Mich: Dies ist einer der Gründe, warum ich zu Sales Calls mit KundInnen IMMER eine kleine Demoversion unserer Projekte mitbringe. Selbst in Remote Calls: Kurz QR-Code via Präsentationsfolien zeigen und meine KundInnen sind direkt in einem anderen Universum. Lasst mich euch sagen: So lässt sich wirklich WESENTLICH besser verkaufen!

Ich bleibe gespannt auf die weiteren Entwicklungen und darauf, wie AR die Art und Weise, wie wir konsumieren, einlaufen und erleben, in den kommenden Jahren noch weiter revolutionieren wird.

Muss es eine "teuere" App sein?

Das hängt von der Aufgabenstellung ab, viele Vertriebssituationen sind auch "ohne App" umsetzbar. Dazu habe ich in diesem Newsletter ja schon einige Beiträge verfasst und es werden weitere Ausgaben folgen. Spätestens jetzt lohnt sich also ein Abo. 😇

Drei Lesetipps zum Thema "Verkaufen mit AR"

  1. Kosten & Nutzen von Augmented Reality im Vertrieb, eine weitere Studie zum Thema "Digital Sales" im Detail vorgestellt
  2. HowTo: Sales mit Augmented Reality: Geht auf Powerpoint, Teams, Freeform und Co. als Tools für VertriebsmitarbeiterInnen ein
  3. Sales im Industrial Metaverse geht rein in die B2B-Richtung

Viele Grüße aus Velbert,

Gerhard Schröder

PS: Danke an die nun 1.000+ Abonnenten meines Newsletters "SalesTech" auf LinkedIn und Substack, dort mit Email-Abo. Leitet gern meinen Newsletter an weitere Personen weiter.

PSS: Habt ihr schon AR-Funktionen via Smartphone ausprobiert? Was haltet ihr davon und wie hat sich das auf euer Kaufverhalten ausgewirkt? Es kann ja auch der Kauf einer Lampe oder einer Industriemaschine sein. 😉